Nachruf: Das Institut für Politikwissenschaft trauert um Prof. Dr. Rainer Schmalz-Bruns.

2020/04/02

Nach schwerer Krankheit ist Prof. Dr. Rainer Schmalz-Bruns am 31. März 2020 im Alter von 65 Jahren gestorben. Er wirkte als Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte von 1996 bis 2005 am Institut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt.

Rainer Schmalz-Bruns hat an der Universität Hamburg Politische Wissenschaft sowie Literatur- und Erziehungswissenschaft studiert und ist dort 1986 promoviert worden. 1994 erfolgte die Habilitation mit einer Arbeit über „Reflexive Demokratie“, die die demokratietheoretische Diskussion innerhalb der deutschen Politikwissenschaft bis zum heutigen Tag entschieden geprägt hat. Dabei geht es im Kern darum, die demokratische Praxis auf einen vernünftigeren, durch das Geben und Nehmen von guten Gründen geprägten Modus, zu verpflichten.

Während seiner Darmstädter Zeit hat Rainer Schmalz-Bruns diese demokratietheoretischen Überlegungen auf internationale und supranationale Kontexte wie die Europäische Union übertragen und das Modell eines „deliberativen Supranationalismus“ entwickelt. Im produktiven Austausch mit seinen damaligen Darmstädter KollegInnen konnte er damit der politikwissenschaftlichen Debatte über die Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Demokratisierung von Räumen jenseits des Nationalstaates maßgebliche konzeptionelle Ideen vermitteln.

Am Ende seiner Darmstädter Zeit war Rainer Schmalz-Bruns maßgeblich an der Einrichtung des Masterstudiengangs „Politische Theorie“ beteiligt, der seitdem gemeinsam mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main angeboten wird.

Rainer Schmalz-Bruns hat aber vor allem als akademischer Lehrer gewirkt. Studierende, die sich durch seinen berühmt-berüchtigten Schachtelsätze nicht haben abschrecken lassen, konnten bei ihm eine intellektuelle Förderung genießen, die ihresgleichen sucht. So ist es nicht verwunderlich, dass aus seinem damaligen Darmstädter Theoriekolloquium eine ganze Reihe von PolitikwissenschaftlerInnen hervorgegangen sind, die heute durchaus prominente Lehrstühle innehaben.

Damalige KollegInnen schwärmen noch heute von seinem nicht nur sehr kollegialen, sondern auch sehr integrativen Charakter. Auch als Vorgesetzter ist er als sehr emphatisch in Erinnerung. Später Geborene konnten sich in den vergangenen Jahren am Rande von Tagungen von seiner überaus freundlichen und einvernehmlichen Art überzeugen, stand Rainer-Schmalz-Bruns doch sehr gern in den Pausen mit einer ganzen Schar von gerade auch jüngeren KollegInnen zusammen, um dort entweder die gehörten Vorträge – bisweilen durchaus bissig – zu kommentieren oder auch über zukünftige Projekt zu plaudern.

Neben seiner wissenschaftlichen Forschung widmete Rainer Schmalz-Bruns seine Zeit vor allem der Nachwuchsförderung sowie dem Engagement im Rahmen der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. So war er von 1997 bis 2003 Vorstandssprecher der Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte, zwischen 2011 und 2016, leitete er als geschäftsführender Redakteur die Politische Vierteljahresschrift. Nicht zuletzt wirkte er als Gutachter in zahllosen Promotions-, Habilitations- und Berufungsverfahren mit. Auch als Fachgutachter, etwa für die Deutsche Forschungsgemeinschaft, hat er der deutschen Politikwissenschaft große Dienste erwiesen. Im Jahr 2005 folgte Rainer Schmalz-Bruns einem Ruf an die Leibniz-Universität Hannover, bis zuletzt blieb er aber dem Darmstädter Institut für Politikwissenschaft sowohl intellektuell als auch freundschaftlich innig verbunden.

Wir haben einen intellektuellen Weggefährten und Freund verloren.