Maritime Konflikte und Verheißungsformen in Geschichte und Gegenwart
Interdisziplinäre Konferenz an der TU Darmstadt, Freitag/Samstag, 19./20. November 2021.
15.06.2021 von Rafael Rehm
Bereits die vorkapitalistischen Formen, die den Beginn des Entstehungsprozesses des modernen Staates begleiten, sind getragen von Formen maritimer Expansion. Seit der Herausbildung moderner Staatlichkeit unter den Vorzeichen kapitalistischer Ökonomien wurde den Aspekten Seemacht, Präsenz auf den Weltmeeren und maritime Expansion eine überragende Bedeutung für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Wohlstand, politischem Einfluss und militärischer Macht beigemessen.
Darüber hinaus fungierte das Meer sowohl im Sinne einer ordnungsstiftenden als auch im Sinne einer ordnungsrelativierenden Instanz in Bezug auf den modernen Staat und das Staatensystem. Bis hinein in das Zeitalter des Hochimperialismus – dem Höhepunkt navalistischer Traditionen – galt das Meer zugleich als Ort, an dem sich die Staatenkonflikte zuspitzen und als Ort, der eine aussichtsreiche Zukunft verheißen konnte.
Und gegenwärtig: In Anbetracht der bis heute stetig zunehmenden globalen Vernetzung und Fragmentierung von Produktionsprozessen und Märkten scheint das Meer tatsächlich an Bedeutung gewonnen zu haben. 90% des Welthandels werden mittlerweile über die Seewege abgewickelt. Dieses stetig steigende Potential des Meeres erscheint verheißungsvoll, birgt aber zugleich neue Konflikte in sich.
Wesentlich erscheint auch die Bedeutung des Meeres für den Klimawandel und die damit einhergehende Verschmutzung der Weltmeere sowie die Herausforderung der globalen Fluchtbewegungen, bei welchen das Meer eine spezifische Rolle in Bezug auf die Interaktion von Geflüchteten und Helfenden spielt. (wird in neuem Tab geöffnet) PDF