Kommunale Klimaanpassung im Vergleich – Die Diffusion von Politikinnovationen

Ausgangslage

Eine Anpassung an den Klimawandel ist notwendig, selbst wenn es gelingen sollte, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Den Kommunen kommt dabei eine besonders wichtige Rolle zu, da geeignete Anpassungspolitiken und -maßnahmen in der Regel auf der lokalen Ebene identifiziert und umgesetzt werden müssen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage, wie Innovationen in der kommunalen Klimaanpassung und ihre Verbreitung gefördert werden können, eine zunehmend größere Bedeutung.

Vorgehen

Das vorliegende Projekt untersucht den Stand der kommunalen Klimaanpassungspolitik in Hessen und wie die Verbreitung bzw. Diffusion solcher Politiken erklärt und ggf. unterstützt werden kann. Die Datenerhebung basiert auf einer Umfrage, an der sich mehr als die Hälfte der 422 hessischen Städte und Gemeinden beteiligt hat. Erste Ergebnisse wurden daraufhin in einem Online-Workshop mit Kommunen, Expert*innen und Praktiker*innen diskutiert. Im Anschluss wurden vertiefende Interviews mit 25 ausgewählten Kommunen geführt, insbesondere um mögliche Diffusionsmechanismen genauer zu untersuchen.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass unter den hessischen Kommunen ein großer Handlungsdruck in der Klimaanpassung besteht, der sowohl in der Bevölkerung, als auch in den Verwaltungen wahrgenommen wird. Die meisten Kommunen verfolgen bereits vielfältige Anpassungsmaßnahmen, beispielsweise die Verwendung klimaangepasster Baum- und Pflanzenarten, die Dämmung von Gebäuden oder die Begrünung von Straßenzügen. Dennoch fehlt in vielen Kommunen noch eine übergeordnete Anpassungsstrategie, die unterschiedliche Handlungsbereiche verknüpft und koordiniert. Vor allem fehlende personelle und finanzielle Ressourcen, aber auch gegensätzliche Interessen werden in der kommunalen Klimaanpassung als hinderlich wahrgenommen.

Diffusionsrelevante Vernetzungs- und Finanzierungsangebote in der Klimaanpassung werden von den hessischen Kommunen gut angenommen, letztere könnten aber noch unbürokratischer und einfacher zugänglich gemacht werden. Eine weitere Verbreitung und Unterstützung der kommunalen Klimaanpassungspolitik in Hessen erfordert u. a. mehr qualifiziertes Personal, eine bessere Strukturierung des Handlungsfeldes und zusätzliche Orientierungsmöglichkeiten, etwa durch Best Practice und themenspezifische interkommunale Zusammenarbeit.

Die Ergebnisse der Untersuchung fasst ein Bericht zusammen, der nun zum Download zur Verfügung steht (Ergebnisbericht). Weitere Projektergebnisse finden sich in den gelisteten Publikationen.

Publikationen

Schulze, Kai und Jonas J. Schoenefeld. 2023. Measuring climate change adaptation policy output: Toward a two‐dimensional approach. Review of Policy Research, 40 (6): 1058–1092.

Schulze, Kai, Jonas J. Schoenefeld und Mikael Hildén. 2023. Adapting to climate change: Promises and pitfalls in the diffusion of solutions. Regional Environmental Change 24 (4). https://doi.org/10.1007/s10113-023-02165-5.

Schoenefeld, Jonas J., Mikael Hildén, Kai Schulze und Jaana Sorvali. 2023. What motivates and hinders municipal adaptation policy? Exploring vertical and horizontal diffusion in Hessen and Finland. Regional Environmental Change, 23 (2). https://doi.org/10.1007/s10113-023-02048-9.

Schulze, Kai, Nils Bruch, Monika Meyer und Jonas Schönefeld. 2022. Die Verbreitung kommunaler Klimaanpassungspolitik in Hessen: Bestandsaufnahme und Perspektiven. Darmstadt: Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt. DOI: 10.26083/tuprints-00022826.

Schoenefeld, Jonas J., Mikael Hildén und Kai Schulze. 2022. Policy innovation for sustainable development. In Handbook on the Governance of Sustainable Development, Hrsg. Duncan Russel und Nick Kirsop-Taylor. Cheltenham: Edward Elgar, 161–74.

Schoenefeld, Jonas J., Kai Schulze und Nils Bruch. 2022. The diffusion of climate change adaptation policy. Wiley Interdisciplinary Reviews: Climate Change: e775.

Schulze, Kai und Jonas J. Schoenefeld. 2022. Parteiendifferenz in der lokalen Klimapolitik? Eine empirische Analyse der hessischen Klima-Kommunen. Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft 15 (4): 525–550.

Medienresonanz

Interview im Magazin „Stern“ mit IWU-Umweltwissenschaftler Dr. Jonas Schönefeld (online):

16.07.2021

https://www.iwu.de/nachricht/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=315&cHash=4af3a7881a2a35bd39312ae38898f68e

Hörfunkbeiträge im Hessischen Rundfunk (hr INFO):

22.09.2021

https://www.hr-inforadio.de/podcast/das-thema/wetter-am-wendepunkt-unsere-zukunft-mit-hitze-und-hochwasser,podcast-episode-91976.html

(O-Ton Dr. Kai Schulze ab Min. 15:05)

25.10.2021

https://www.hr-inforadio.de/podcast/das-thema/klima-extrem---wie-passt-sich-hessen-an,podcast-episode-93344.html

(O-Ton Dr. Kai Schulze ab Min. 14:40)

Beiträge in Tageszeitungen:

14.10.2021, Rüsselsheimer Echo: „Extremwetter werden zunehmen“

22.09.2021, Darmstädter Echo: „Gemeinsam in eine gute Zukunft im Kreis Groß-Gerau“

14.10.2021, Rhein Main Verlag: „‘Klima im Focus‘ im Kreis Groß-Gerau“

Organisatorische Angaben

Drittmittelgeber: Fritz Thyssen Stiftung

Laufzeit: 01.10.2019 – 31.01.2023

Fördersumme: € 218.000

Projektteam TU Darmstadt

  Name Arbeitsgebiet(e) Kontakt
apl. Prof. Dr. Kai Schulze
Nachwuchsgruppenleiter
Nachwuchsgruppe Clean Circles, Vergleichende Analyse politischer Systeme und Integrationsforschung
+49 6151 16-57340
S3|13 335
Nils Bruch M.A.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter | Doktorand
Vergleichende Analyse politischer Systeme und Integrationsforschung
+49 6151 16-57292
S3|12 442

Projektteam IWU (Institut Wohnen und Umwelt)

Dr. Monika Meyer Geschäftsführerin Kontakt
Dr. Jonas Schönefeld Wissenschaftler Kontakt